tagesaktuell
Ich bin brav zu der nächsten Turnhalle gewandert, habe meine Kreuzchen gemacht und bin jetzt schon gespannt auf die erste Hochrechnung um 18:00. Die wird mit Pommes und Sauce Hollandaise auf dem Sofa gefeiert, das steht jetzt schon fest.
Es ist immer so schön spannend, die ersten Balken anzuschauen, sich ein bißchen zu wundern und/oder zu freuen und zu gucken, was die eigene Stimme angerichtet hat, wenn die ersten Parteispitzen ihren Anspruch auf die KanzlerInnenschaft verkünden. Hoffentlich haben die OSZE-Wahlbeobachter nicht so arg viel zu tun. Und aus persönlichen Gründen bin ich besonders auf die Wirksamkeit der Überhangmandate gespannt, die sind ja bekanntlich eigentlich nicht mehr Rechtens, um das mal vereinfacht auszudrücken. Ich kenn da einen Experten.
Ich gehe jetzt schwimmen, und dann! genieße ich den Wahlabend.
sakra - 27. Sep, 15:28
Der nun schon überall ausgiebig besprochene Wahl-O-Mat (www.wahlomat.de) ist ein nettes Spielzeug, auch wenn ich an dessen fundierter Aussagekraft etwas zweifele. Ich war nun schon des Öfteren dabei, wenn Mitmenschen diesen benutzt haben. In unserer relativ unpolitischen Zeit ist der beste Effekt, den ich feststellen konnte, dass man tatsächlich anfängt, über verschiedene Aussagen zu diskutieren und dass ich teilweise noch gar nichts über die Meinungen einiger Freunde in politischen Grundsatzfragen wusste.
Mein persönliches Ergebnis war nicht weiter überraschend, die Grünen kurz vor den Linken... traditionell wähle ich ja eher die Ökologen, aber ich habe Angst vor einer schwarz-grünen Regierung, und so muss ich ja die Linken wählen. Das hat allerdings etwas leicht Anrüchiges, eigentlich mag ich diese Protest-Wähler-Attitüde nicht, die ich dann in meinen Augen annehme. Taktische Alternative wäre die SPD. Aber damit will ich mich just nicht so recht anfreunden können, Steinmeier, oh jehchen. Auch ich will Schröder zurück, mit seinem chicken Karacho-Wahlkampf!
Andere hatten weniger Glück mit den Wahlempfehlungen. Meine Mitbewohnerin startete den Wahl-O-Mat recht skeptisch mit den Worten: "Nicht, dass da am Ende die Linken rauskommen!" Das war neu. Ich enthielt mich eines Kommentars ob unserer offenbar unterschiedlichen politischen Vorlieben. Man fragt bei WG-Vorstellungsgesprächen halt nicht nach der politischen Einstellung - dann muss man auch die Konsequenzen tragen. Ein bißchen habe mich aber schon gefreut, als bei ihr das Ergebnis angezeigt wurde: Die Familienpartei (!), dicht gefolgt von der Linken.
Das war nur der Anfang des Irrsinns.
Mein Matzalot erhielt die NPD als Wahlempfehlung, Puschel ließ sich von mir niederdiskutieren und bekam dann auch die Grünen heraus. Wenn man nur die Randparteien zum Vergleichen auswählt, stellt man dann eben mal fest, dass die Partei Bibeltreuer Christen ideologisch gar nicht so weit von einem entfernt ist und noch vor der Piratenpartei angezeigt wird.
Ist natürlich auch eine Frage der Herangehensweise, beispielhaft an der Frage, ob Tierversuche komplett verboten werden sollen. Aus reinem Idealismus kreuze ich vollstens überzeugt "yes, we can" an. Andere denken weiter, fragen sich nach Alternativen, wer soll dann die Medikamente testen, sterben kleine Kinder etc pp. Aber ganz im Ernst: ich finde, DAS sollen sich die Politiker überlegen, oder, noch besser, die bösen Pharma-Konzerne. Wähler erteilen nur Aufträge, wir müssen nicht realistisch sein.
A propos Realismus: Wowi for Kanzler! Mei, wär das schön! Der Spiegel hat da ein Konstrukt gebastelt, dass im Falle einer großen Koalition diese nach zwei Jahren aufgelöst werden könnte (Misstrauensvotum) und dann Wowi als Kanzlerreserve bereit steht. Das wäre doch mal entzückend! Nach einer Frau ein Schwuler im Kanzleramt, damit toppen wir sogar den Afroamerikaner an der Spitze der USA. Die haben die Sklaverei immerhin schon 1862 abgeschafft, während bei uns noch vor 70 Jahren Homosexuelle vergast wurden. Das alte Europa hätte mal wieder die Nase vorn.
sakra - 18. Sep, 22:00
Huh. Als frische Strowitwe habe ich gestern die Ehre gehabt, das Sonntags-Nachmittags/Frühabends-Fernseh-Programm genießen zu dürfen. Normalerweise werde ich um diese Zeit zum Sport gezwungen, aber heute war ich meine eigene Herrin, nachdem der WG-Putzdienst absolviert war, ich das erste Mal in meinem Leben alleine im Kino war (nicht zu empfehlen, finde ich) und Impi besucht habe (zu empfehlen, finde ich). Es ging harmlos um 17:00 Uhr los: uninteressant. Auto-Sendung auf Vox, irgendwas mit Jennifer Garner auf RTL, Chartshow auf Sat1 etc pp. Gähnend verzog ich mich vor den PC. Gegen 19 Uhr wurde es dann böse. Zugegebenermaßen hatte ich mich klammheimlich auf „Gräfin bzw. Schwiegersohn gesucht“ gefreut, für die Werbepausen war „Wohnen nach Wunsch“ angedacht. Meine Mitbewohnerinnen waren auch nicht da, also passte das.
Es war so lustig! Bei den Liebessendungen besonders. Der Sender hatte wirklich alles gegeben, um aus den Manierlichkeiten der Grafen und den potentiellen Gräfinnen romantische Sequenzen zu schaffen, nach der Machart der Hollywood-Filme. Mit romantischen Hits im Hintergrund, gefühlvollen Kommentaren aus dem Off und schönen Kulissen. Das einzige Problem: Die ProtagonistInnen. Es war zum Wegschmeißen: die benahmen sich alle einfach so wie ganz normale Menschen! Unerhört. Das war mit RTL sicher nicht so abgesprochen gewesen. Die quietschige Russin, der hölzerne Schleswig-Holsteiner, die ganz vernünftige Rothaarige, die süffisante Mutter. Ich habe noch nie so klar vor Augen geführt bekommen, wie fernab der Realität Liebesfilme sind. Die Diskrepanz zwischen dem Versuch und der Realität war wunderschön.
Schlimmer bei den Schwiegersöhnen: da war die reinste Freakshow. Auch mit Liebesmusik und gefühlvollen Kommentaren, aber DAS waren ganz klar keine normalen Menschen. Ich fand es ethisch fast grenzwertig, man sollte die Leute nicht so vorführen. Doch ich will nicht weiter darauf eingehen, sonst werde ich gehässig, und das soll ich nicht, hat Impi gesagt.
Ja, und bei dem Wohnen nach Wunsch: da wurde wie üblich nur das Elend einer Familie bestrahlt und auf die Tränendrüse gedrückt, aber die haben dafür wenigestens eine ganz schnieke Wohnung bekommen. Für die Werbepausen okay.
Aber: Sport ist besser für Sonntag. Das weiß ich jetzt.
sakra - 7. Sep, 11:00
Heute sah ich auf dem Weg zur Arbeit das Wahlkampfplakat mit Angela Merkel, auf dem stand: "Wir haben die Kraft." Bei der Macht von Grayskull? Die könnte sie bei den Wahlergebnissen von gestern zumindest brauchen.
Das erinnert mich an meine Hörspiel-Kassetten-Zeit. Fehlt nur noch, dass die SPD einen schmissigen Wahlkampf-Song zur TKKG-Melodie dichtet.... "und Steini, die Pfoohote, ja das sind wir, die tollen vier!"
Mist, jetzt habe ich einen Ohrwurm. TKKG. Juh! TKKG. Juh! Die Juchzer waren das Beste, und den Text danach hat eh niemand verstanden. Gaby durfte bei den spannenden Sachen nie mitmachen, weil sie ein Mädchen war (Originalbegründung von Tarzan) und hat ihre Berechtigung im Titelsong nur dadurch verdient, dass sie Tarzan lieb hatte. Der wiederum hat mit seinen 13 Jahren immer die schlimmsten Gangster verkloppt. Schon als Achtjährige haben wir diesem Weltbild leicht skeptisch gegenüber gestanden und sind bald zu ??? umgestiegen. War viel realistischer.
sakra - 31. Aug, 09:42