Leben
Nachdem ich die Feiertage und Besuchsmarathon erfolgreich hinter mich gebracht habe, sitze ich nun muggelig vor meinem Rechner und freue mich, dass ich seit zwei Stunden kein Wort mehr gesagt habe. Das TUT aber auch mal gut.
Es bleiben nur wenige Fragen offen:
Wieso kriegt die Bahn das nicht hin? Wieso nicht? Wenn sie schon nicht aus den letzten drei Wochen gelernt hat, warum dann nicht aus dem letzten Jahr? Ich will nicht nochmal 1,5 Stunden auf dem zugigen Würzburger Bahnhof verbringen, an dem der einzig akzeptable Ort die Buchhandlung ist, vor der aber ein unaufhörlich mit sich selbst sprechender alter Mann mal so richtig meine Nerven strapazierte - egal. Ich bin angekommen.
Wieso sind Eltern anderer Leute manchmal so schwierig? Antwort wird gleich mitgeliefert: Weil die einen einfach nicht in Ruhe lassen. Sei es, dass eine halbe Stunde über den Inhalt des Kühlschranks referiert wird und man ständig Essen ablehnen muss (übrigens erfolglos, "nein" gildet nicht!), man morgens um 6 Uhr (!) Mütter umarmen muss oder man mit subtilen Aufforderungen über einen möglichen Wohnortwechsel in südliche Gefilde umgehen muss - nee. Da sind/waren meine Eltern anders. Hatte auch seine Nachteile, aber mit süddeutschen Müttern bin ich komplett überfordert.
Wieso bin ich jetzt erkältet? Viren sind ein Arschloch.
Was esse ich heute Abend? WG ist menschenleer, Kühlschrank mit Gemüse (!) gefüllt, Pommes schon aufgegessen. Soll ich jetzt kochen oder was? Und wo sind die Mütter, die einem Essen aufdrängen, wenn man sie mal braucht?
Was mache ich Silvester?
Wird die Shopping-Tour im Outlet übermorgen Erfolg bringen?
Hach. Ich bin zufrieden. Weiter gehts mit Mad Men.
sakra - 28. Dez, 16:42
Die Bevölkerung hat sich eindeutig verschoben: in der Behörde ist Totentanz, in den Geschäften die Hölle los. Und wo bin ich?
Hoffentlich bald zu Hause.
sakra - 21. Dez, 16:20
Weihnachtsgeschenke: check.
Weihnachtsmarktbesuch: check.
Weihnachtsstimmung: check.
Weihnachtsstress: check.
Silvester noch nicht geplant: check.
Weihnachtsmannattentat: check.
Fehlt da noch was? Glaube nicht.
Großartig. Alles wie geplant. Freu mich schon auf das Familienweihnachten!
sakra - 20. Dez, 14:08
Vorgestern bei meinem türkischen Mentorenkind gewesen und Playmobil gespielt. Fing mit Santa Claus und den Elfen und Lieferschwierigkeiten von Geschenken an, irgendwann wurde dann "Attentat auf den Weihnachtsmann" daraus. Zwischendurch kam das Gespräch auf Schwule, und der Kleine fing an, hysterisch "Ihhh!" zu kreischen bei der Erwähnung von zwei homosexuellen Arbeitskollegen meinerseits.
Sarrazin würde hier bestimmt schwere Problematiken ableiten, und zugegebermaßen habe ich reflexhaft diese Komponenten des Nachmittages auf den muslimischen Hintergrund des Jungen geschoben. Wenn ich aber so überlege, was für merkwürdige Spiele ich als Kind gespielt habe (und ich habe vorher nicht K11 geschaut!), sind Attentats-Fantasien wohl eher normal. Vor allem hat der gute Polizist den Weihnachtsmann erfolgreich beschützt, der Sinn für Recht und Gesetz ist recht ausgeprägt rübergekommen. Und zwei küssende Männer sind generell irritierend, wenn man das noch nie gesehen hat. Da hätte Sarrazin wohl auch seine Probleme mit... Homophobie ist im Bürgertum ein so großes Problem, dass ich meinem Mentorenkind ob seiner Reaktion eine ausgezeichnete Integration bescheinigen muss.
Manchmal lasse ich mir von Mensengesprächen an der Bundeswehruni, Falkultät Elektrotechnik erzählen. Alles gute deutsche Ingenieure mit Sarrazin-Affiität. Und so unfassbar hinterwäldlerisch in ihren Ansichten zu Frauen, Ausländern und Schwulen, dass man sie sofort in einen Integrationskurs stecken möchte. Dagegen sind alle Muslime, die ich kenne, weltoffene und friedliche Menschen.
sakra - 19. Dez, 10:29
Bin im Urlaub, habe aber ein paar Einträge vorgeneriert, ich schlaues Ding. Dies ist einer davon.
Ich wollte noch von dem Stattfinden des Großen Klamottentauschs berichten und möchte dies wirklich jeder ans Herz legen. Schnappt Euch ein paar Mädels, lasst diese ihren Kleiderschrank ausmisten, trefft euch in einem warmen Raum und werft die ausgemisteten Sachen auf einen Haufen! Dann trinkt Sekt und esst viel, während ihr euch überlegt, wo in dem Haufen ihr anfangt zu wühlen! Dann lasset die Spiele beginnen!
Es war großartig, ich habe mehr Platz in meinem Schrank und tolle neue Sachen und weiß jetzt ein bisschen mehr über die anatomischen Feinheiten einiger Frauen in meinem Freundeskreis, als ich jemals wissen wollte. "Nimm deine quasi unbekleideten Brüste aus meinem Gesicht" habe ich mehr als einmal gedacht.
Ruhig, Männer! Das war NICHT erotisch!
sakra - 30. Nov, 12:30
Heute werde ich viel angestarrt, und ich bin mir nicht sicher, aus welchem Grund: weil ich so schrecklich aussehe oder so hervorragend. Da ich ein Kleid anhabe, in dem mir schon "Umwerfend!" attestiert wurde, hoffe ich auf Letzteres. Andererseits hatte ich keine gute Nacht, also könnte es auch Ersteres sein.
Oder es geht etwas GANZ anderes vor und der Zugriff erfolgt heute...
sakra - 24. Nov, 12:13
Ich kann tatsächlich den ganzen Tag damit verbringen, eine Pizza herzustellen. Jetzt ist der belegte Fladen im Ofen, und ich drücke versonnen auf dem Rest Hefeteig herum. Mein Gott, das ist aber auch eine entzückende Konsistenz! Wenn mein Mitbewohner da wieder banales Brot draus macht, werde ich verrückt. Das muss mit Käse verbunden werden, viel Käse...
Ich glaube, ich habe Hunger. Back, kleiner Ofen, back!
sakra - 12. Nov, 19:57
Ein wirkliches Defizit, das mich im Alltag wirklich behindert, ist meine rechts-links-Schwäche, und damit meine ich nicht meine politische Ausrichtung, sondern einfach so "rechts ist, wo der Daumen links ist". Dazu kommt mein fehlendes räumliches Denkvermögen. Beides zusammen führt zu Herzrasen und Fluchtreflexen, wenn ich auf dem Beifahrersitz lungernd eine Landkarte in die Hand gedrückt bekomme.
Mein Warnsystem versagt allerdings total, wenn mich Fremde nach dem Weg fragen. Statt einfach schnell wegzulaufen und somit allen Beteiligten eine unangenehme Situation zu ersparen, wird eine Kaskade solidarischer Gedanken in mir ausgeschüttet, sobald hilflos schauende Menschen mit Stadtplänen in der Hand auf mich zukommen. Mensch, die Arme, der helf ich schnell! Ist ja voll blöd, so orientierungslos, ich weiß genau, wie das ist. Ich bin ja auch so verbindlich, und so langsam kenne ich mir hier schon doch recht gut aus, na, ich bin gewappnet, kann losgehen, bitte sprechen Sie JETZT!
"Zum Rathaus? Von hier aus? Oh, Moment. Ich kenn den Weg eigentlich nur per U-Bahn." Erste Zweifel glimmen in den Augen des Gegenübers auf. Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück, meine Neigung zur Schaumschlägerei bricht durch, ich muss Kompetenz ausstrahlen. "Na ja, zeigen Sie mal den Plan. (Ab da ist eh alles verloren.) Also, Sie gehen links, dann die zweite Rechts - na ja, da kommt dann so eine Kurve, aber Sie müsen rechts bleiben, und dann (umständliches Drehen des Planes mit Drehen des Kopfes, damit ich die Straßennamen noch lesen kann) so rechts um den Brunnen herum und dann einfach geradeaus, dann laufen Sie direkt drauf zu! (Hoffe ich.)" Leicht irritiertes Schweigen, während dem ich das eben Gesagte noch einmal kritisch refelktiere. In meinem Gehirn zuckt es. Warnsystem wird aktiviert. "Oh nee, warten Sie! Ich verwechsel ja immer rechts und links! Also, alles so, wie ich eben gesagt habe, nur andersrum. Sie gehen..." Der Blick gegenüber wird glasig. Ich versuche, immer noch kompetent auszusehen, verliere aber an Boden. Meistens folgt ein freundliches, resigniertes Lächeln vom Gegenüber, ein "Vielen Dank! (Sie hat sich ja bemüht, das arme Kind.)" und mein verzweifelter Ruf dem Davoneilenden hinterher: "Sonst fragen Sie einfach noch jemanden!"
Und schon wieder habe ich das Leben anderer schwerer gemacht. Da schäme ich mich hinterher immer ein bisschen.
sakra - 2. Nov, 10:45
Auf Grund eines "sehr bedauerlichen Fehlers, für den ich mich in ALLER FORM entschuldigen möchte, so etwas darf einfach nicht passieren" bei der Abbuchung meines letzten Einkaufs in meinem Haus-und-Hof-Edeka bin ich nun stolze Besitzerin einer Flasche ("Nein, ich BESTEHE drauf. Nein, gucken Sie NICHT da unten. Hier in der Vitrine, da suchen Sie sich was aus. BITTE!!!!") Moutard-Champagner rosé. Hach. Ich hatte noch nie eine so teure Flasche in der Hand, ganz zu schweigen davon, dass ich sie auf dem Weg zur Arbeit erhalten habe und sie demnach durch die halbe Innenstadt kutschiert habe.
Blöderweise fällt mir kein Anlass ein, zu dem ich sie köpfen könnte. Mööönsch, das sind Probleme!
sakra - 27. Okt, 08:32
Merke:
ein Oktobernachmittag bei 10 Grad Celsius und drohendem Regen auf einer Insel am Strand zu verbringen ist vor allem dann eine reine Freude, wenn man einfach mal Lust hat, unfassbar laut zu schreien. So laut, dass man den ganzen übrigen Tag husten muss. Es wird einen niemand hören - es sind eh nicht so viele Leute dort, und die Brandung übertönt alles, so dass man auch nicht für total bekloppt gehalten wird oder gar gemeingefährlich. Brandung ist eben doch viel lauter, als man so denkt.
Ich kann das empfehlen. So ein bisschen schreien hat ja noch niemanden geschadet.
sakra - 25. Okt, 08:47