Recht und Gesetz
Die gestrige Arbeitssitzung war unglaublich. Ich war zwar sehr froh, dort zu sein, da ich gerade Ablenkung nötig habe, aber der Preis war hoch.
Es ging um eine Redaktionssitzung für den Abschlußbericht eines Runden Tisches, an dem behördenübrgreifend Vertreter entsandt wurden. So auch ich, ein schmucker Uniformierter (ich habe berichtet!), etliche Abgesandte der Wirtschafts-, Bau-, Innen- und Sozialbehörde plus Vertreterinnen der freien Träger. In der Redaktionsgruppe werden die Handlungsempfehlungen an die Politik der einzelnen Arbeitsgruppen zusammengefasst. Ein erster 20seitiger Entwurf des Abschlussberichtes lag vor, zehn Menschen saßen in einem Konferenzraum im elften Stock, genossen den Blick über die Metropole und schlürften nichts Böses ahnend Kaffee. Was mir nicht klar war: die Hälfte der Anwesenden waren Juristen. Ich will nichts Böses über diesen Menschenschlag sagen, ich wohne auch mit solchen zusammen, und von gelegentlichen Fachdiskussionen in der Küche abgesehen fallen sie nicht weiter unangenehm auf. Aber wehe, wenn Juristen auf einen Abschlussbericht losgelassen werden! Ich rate davon dringend ab!
Jeder, ich betone ohne jegliche Übertreibung JEDER Satz wurde auseinandergenommen, auf seine rechtliche Aussage geprüft, verworfen, der historische und rechtliche Hintergrund für das Verwerfen beleuchtet und vier verschiedene Alternativen zur Wahl gestellt. Beipielsatz: "Die Genehmigung einer Betriebsstätte kann darüber hinaus auch verbunden werden mit der Verpflichtung und der Kontrolle zur Einhaltung bestehender Bestimmungen." Ist okay. Dachte ich. Doch die Formulierung führte zu empörten Getuschel in der Juristen-Ecke. Denn die Verpflichtung zur Einhaltung der Bestimmungen besteht sowieso! Jawohl! Das kann man nicht einfach so vorschlagen, denn damit konterkariert man geltendes Recht. Ein längerer Exkurs über die Feinheiten der bestehenden Rechte folgte, abgerundet durch einen konstruktiven Vorschlag zur Verbesserung. Der Satz heißt jetzt: "Die Genehmigung einer Betriebsstätte kann darüber hinaus auch verbunden werden mit dem Hinweis auf Verpflichtung und der Kontrolle zur Einhaltung bestehender Bestimmungen." Traumschön, oder?
Nach einer Stunde waren wir auf Seite 3 angelangt. Ich weiß schon, warum ich nicht Jura studiert habe. Dafür muss man schon ein Faible für Details haben, um das mal freundlich auszudrücken. Himmelherrgottnochmal. Zum Glück haben sich für heute abend die reizenden Osteuropäerinnen aus der alten Heimat zum Feiern angesagt.
Es ging um eine Redaktionssitzung für den Abschlußbericht eines Runden Tisches, an dem behördenübrgreifend Vertreter entsandt wurden. So auch ich, ein schmucker Uniformierter (ich habe berichtet!), etliche Abgesandte der Wirtschafts-, Bau-, Innen- und Sozialbehörde plus Vertreterinnen der freien Träger. In der Redaktionsgruppe werden die Handlungsempfehlungen an die Politik der einzelnen Arbeitsgruppen zusammengefasst. Ein erster 20seitiger Entwurf des Abschlussberichtes lag vor, zehn Menschen saßen in einem Konferenzraum im elften Stock, genossen den Blick über die Metropole und schlürften nichts Böses ahnend Kaffee. Was mir nicht klar war: die Hälfte der Anwesenden waren Juristen. Ich will nichts Böses über diesen Menschenschlag sagen, ich wohne auch mit solchen zusammen, und von gelegentlichen Fachdiskussionen in der Küche abgesehen fallen sie nicht weiter unangenehm auf. Aber wehe, wenn Juristen auf einen Abschlussbericht losgelassen werden! Ich rate davon dringend ab!
Jeder, ich betone ohne jegliche Übertreibung JEDER Satz wurde auseinandergenommen, auf seine rechtliche Aussage geprüft, verworfen, der historische und rechtliche Hintergrund für das Verwerfen beleuchtet und vier verschiedene Alternativen zur Wahl gestellt. Beipielsatz: "Die Genehmigung einer Betriebsstätte kann darüber hinaus auch verbunden werden mit der Verpflichtung und der Kontrolle zur Einhaltung bestehender Bestimmungen." Ist okay. Dachte ich. Doch die Formulierung führte zu empörten Getuschel in der Juristen-Ecke. Denn die Verpflichtung zur Einhaltung der Bestimmungen besteht sowieso! Jawohl! Das kann man nicht einfach so vorschlagen, denn damit konterkariert man geltendes Recht. Ein längerer Exkurs über die Feinheiten der bestehenden Rechte folgte, abgerundet durch einen konstruktiven Vorschlag zur Verbesserung. Der Satz heißt jetzt: "Die Genehmigung einer Betriebsstätte kann darüber hinaus auch verbunden werden mit dem Hinweis auf Verpflichtung und der Kontrolle zur Einhaltung bestehender Bestimmungen." Traumschön, oder?
Nach einer Stunde waren wir auf Seite 3 angelangt. Ich weiß schon, warum ich nicht Jura studiert habe. Dafür muss man schon ein Faible für Details haben, um das mal freundlich auszudrücken. Himmelherrgottnochmal. Zum Glück haben sich für heute abend die reizenden Osteuropäerinnen aus der alten Heimat zum Feiern angesagt.
sakra - 6. Mär, 12:36