Ankommen
Ich bin seit fast einem Jahrzehnt nur innerhalb einer Stadt umgezogen und hatte daher schon vergessen, wie reizvoll eine neue Umgebung sein kann. Nein, Moment, das nehme ich zurück: reizvoll ist es, wenn eine neue Umgebung vertraut wird. Nicht, dass hier fälschlicherweise der Eindruck entsteht, dass ich Neues mag. Bitteschön: mein Sternzeichen ist Stier.
Am Schönsten lernt man eine große neue Stadt in öffentlichen Verkehrmitteln kennen. Ihren Rythmus, ihre Menschen, ihre Schattenseiten. Es kommt sehr darauf an, ob man einen Bus früher oder später nimmt - das entscheidet über die Schülermassen, die ihn drei Haltestellen weiter kapern. (Ich sitze immer in der letzten Reihe, das kompensiert jahrelanges Schulbusfahren auf dem Land, als ich immer stehen musste und die coolen Leute von der Berufsschule in der letzten Reihe saßen und uns Grundschüler mit Dingen bewarfen.) Inzwischen unterscheide ich sogar schon zwischen solchen und solchen Schülermassen: laut sind sie alle, aber die 10jährigen penetranter als die 14jährigen. 10jährige lassen sich von ihrer Mutter die Schnürsenkel zubinden und grinsen dabei deutlich wonnevoll über die Macht, die sie damit demonstrieren.
Im Szeneviertel steigt im früheren Bus immer dieselbe Frau mit überdimensionierter Pelzmütze ein, und auch die hippen Brillenträger kann ich inzwischen auseinander halten. Meine Buslinie fährt als Schmankerl den enorm großen Fluß entlang und bietet mit etwas Glück morgens die dramatischsten Sonnenaufgänge, die man sich vorstellen kann, mit schwarzen Scherenschnitt-Kränen vor glühend roter Kulisse, dampfenden und tutenden Schiffen, die durch Eisschollen krachen und prachtvollen Kontorhäusern.
Doch das Beste ist eindeutig der Moment gewesen, als ich im Bus gelesen habe, an einer beliebigen Ampel kurz den Kopf hob und genau wusste, wo ich bin. Hallo Stadt.
Am Schönsten lernt man eine große neue Stadt in öffentlichen Verkehrmitteln kennen. Ihren Rythmus, ihre Menschen, ihre Schattenseiten. Es kommt sehr darauf an, ob man einen Bus früher oder später nimmt - das entscheidet über die Schülermassen, die ihn drei Haltestellen weiter kapern. (Ich sitze immer in der letzten Reihe, das kompensiert jahrelanges Schulbusfahren auf dem Land, als ich immer stehen musste und die coolen Leute von der Berufsschule in der letzten Reihe saßen und uns Grundschüler mit Dingen bewarfen.) Inzwischen unterscheide ich sogar schon zwischen solchen und solchen Schülermassen: laut sind sie alle, aber die 10jährigen penetranter als die 14jährigen. 10jährige lassen sich von ihrer Mutter die Schnürsenkel zubinden und grinsen dabei deutlich wonnevoll über die Macht, die sie damit demonstrieren.
Im Szeneviertel steigt im früheren Bus immer dieselbe Frau mit überdimensionierter Pelzmütze ein, und auch die hippen Brillenträger kann ich inzwischen auseinander halten. Meine Buslinie fährt als Schmankerl den enorm großen Fluß entlang und bietet mit etwas Glück morgens die dramatischsten Sonnenaufgänge, die man sich vorstellen kann, mit schwarzen Scherenschnitt-Kränen vor glühend roter Kulisse, dampfenden und tutenden Schiffen, die durch Eisschollen krachen und prachtvollen Kontorhäusern.
Doch das Beste ist eindeutig der Moment gewesen, als ich im Bus gelesen habe, an einer beliebigen Ampel kurz den Kopf hob und genau wusste, wo ich bin. Hallo Stadt.
sakra - 9. Feb, 08:43